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Bass spielen mit Fingern oder mit Plektrum?

Wer mit dem Bass lernen anfängt, steht meistens vor der Frage: Mit Plektrum oder mit den Fingern?

Man möchte glauben, dass es bei den tiefen Tönen eigentlich keine Rolle spielt, wie man die Saiten in Schwingung versetzt. Doch weit gefehlt. Klanglich liegen zwischen dem Spiel mit Plektrum/Pick einerseits und mit den Fingern („Fingerstyle“) andererseits, ganze Welten.

Häufig kursiert unter Laien und semi-professionellen Musikern das Gerücht: Plektrum = Anfänger; Finger = Profi. Doch das entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Um Licht ins Dunkel des Bassisten-Gemüts zu bringen betrachten wir erstmal die klanglichen Unterschiede.

(Hinweis: Einen Videokurs der OpenMusicSchool zu Techniken der Anschlaghand findest du unter diesem Link)

Der Sound eines Plektrums

Abhängig von Größe, Material und Dicke kann ein Plektrum natürlich sehr unterschiedlich klingen. Grundsätzlich lassen Picks dein Bassspiel aber eher drahtig, scharf und definiert klingen. Der Sound hat mehr Höhen und obere Mitten – ist also prinzipiell durchsetzungsfähiger und lauter. Es ist leichter, mit einem Pick einen harten Anschlag hinzubekommen. Das Plektrum eignet sich auch eher, wenn Du in einem Song einen konstanten Ton ohne große Dynamik brauchst. Gerade wenn Du schnelle 8tel oder 16tel auf einer Saite spielen willst, bietet sich daher ein Plektrum an. Häufig spielt man im Rock oder Metal mit einem Plektrum, da in diesen Stilistiken oft ein scharfer, drahtiger Klang gefragt ist.

Der Sound der Finger

Im Gegensatz zum Plektrum ist das Fingerspiel deutlich weicher und runder. Die Finger erzeugen tendenziell einen Klang, der mehr Bass und untere Mitten aufweist. Damit tönt der Bass unter Umständen etwas druckvoller. Auch spielen gute Fingerstyle-Bassisten eher groovy und dynamisch. Wer mit dem Bass lernen anfängt spielt so womöglich erstmal ungleichmäßiger – aber mit der Zeit stehen die Finger dem Pick in Sachen Kontrolle in nichts nach. Im Gegenteil: Saiten-übergreifende Läufe lassen sich mit den Fingern und etwas Übung sogar schneller und kontrollierter spielen. Der Charakter eines Musikers setzt sich im Fingerstyle auch leichter durch, Bassläufe klingen eventuell organischer und charaktervoller. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Eine sehr auffällige und perkussive Basstechnik, das Slappen, ist ebenfalls nur mit den Fingern denkbar.

Berühmte Plektrum-Bassisten

Wie erwähnt haben Bassisten, die mit einem Pick spielen oft einen schlechten Ruf. Ihnen werden mangelnde technische Fähigkeiten nachgesagt. Viele denken, dass nur ehemalige Gitarristen mit Plektrum spielen. Doch werfen wir mal einen Blick auf prominente Bassisten, die für den vorwiegenden Einsatz eines Plektrums bekannt sind:

  • Mike Dirnt (Greenday)
  • Paul McCartney (The Beatles)
  • Greg Kriesel (Offspring)
  • Carol Kaye ((The Beach Boys, Ray Charles, Frank Sinatra, Simon and Garfunkel usw.)
  • John Paul Jones (Led Zeppelin)
  • Sting (The Police)
  • Bill Wyman (Rolling Stones)
  • Roger Waters (Pink Floyd)
  • Chris Squire (Yes)
  • Noel Redding (Hendrix)
  • Paul McCartney (Beatles)
  • Scott Tunes (Zappa)
  • Krist Novacelic (Nirvana)
  • Roger Glover (Deep Purple)
  • Chuck Panozzo (Styx)
  • Dougie Thomson (Supertramp)
  • Billy Greer (Kansas)
  • uvm.

Die lange Liste alleine verrät, dass die Verwendung von Plektren sicherlich nichts mit fehlender Professionalität zu tun hat.

Berühmte Fingerstyle-Bassisten

Einige der geschmackvollsten Bass-Genies der Musikgeschichte spielten vorwiegend mit den Fingern. Hier eine kleine Liste der Vertreter dieser Spieltechnik:

  • Jaco Pastorius (Pat Metheny, Joni Mitchell, Weather Report Herbie Hancock, Albert Mangelsdorff, Michel Colombier, usw.)
  • John Deacon (Queen)
  • James Jamerson (Stevie Wonder, Marvin Gaye, The Temptations, Jackson 5 usw.)
  • John Entwistle (The Who)
  • Flea (Red Hot Chili Peppers)
  • Geddy Lee (Rush)
  • John Myung (Dream Theater)
  • Rocco Prestia (Tower Of Power)
  • Usw.

Explizite Listen der Finger-Bassisten gibt es kaum – denn der Normalfall unter Profi-Bassisten ist durchaus das Fingerspiel.  Die Mehrheit der ausdrucksstarken Bassisten, die für Ihr nuancenreiches Spiel bekannt sind, spielen die meiste Zeit mit den Fingern. Gerade in den komplexen Musikrichtungen, wie Jazz, Progressive, Funk etc. ist das der Fall.

Welche Technik sollte ich am Bass lernen?

Großartige Basssounds lassen sich in Wahrheit mit beiden Techniken erzeugen!

Ich persönlich finde es besonders wichtig, sich mit allen beiden Spieltechniken auseinanderzusetzen. Nur so ist man auch flexibel genug um das zu spielen, was der Song gerade braucht. Darum geht es: die Wahl ob Finger oder Plektrum entscheidet immer noch der Song. In der großen weiten Welt der Bassgitarre gibt es sicherlich insgesamt mehr Techniken und mehr musikalische Herausforderungen beim Fingerstyle. Aber d.h. nicht, dass damit das letzte Wort in deinem Fall gesprochen ist. Musik ist Geschmackssache und wenn du auf rockige und drahtige Sounds stehst, dann verwende ein Pick. Wenn du smooth, soulig und dynamisch spielen willst, dann setze deine Finger ein. Wichtig ist, dass du alles beide immer wieder mal ausprobierst, denn der Reiz am Bass ist entgegen einer weit verbreiteten Meinung gerade seine Vielseitigkeit. Jede Stilistik hat ihren Reiz und die Spieltechnik ist letztlich nur eine „Farbe“, eine Ausdrucksmöglichkeit der Musik.

Viel Spaß beim grooven und bis bald!

Dein Benjamin Cross

Benjamin Cross

Benjamin Cross ist ein erfahrener Sänger, Multi-Instrumentalist und Musikproduzent der schon in den Charts zu hören war. Bei der OpenMusicSchool unterrichtet er Gitarre, Bass und Ukulele.

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